Die Freimaurerei ist eine international verbreitete Vereinigung, die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit, Brüderlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt.
Sie geht davon aus, dass menschliche Konflikte ohne zerstörerische Folgen ausgetragen werden können.
Voraussetzung dafür ist die Herstellung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den Menschen unterschiedlicher Überzeugungen. Freimaurerei ist stark auf den einzelnen Menschen ausgerichtet und bemüht, ihn sittlich zu vervollkommnen (Helmut Reinalter).
Freimaurerei ist nichts willkürliches, nichts entbehrliches, sondern etwas notwendiges, das im Wesen der Menschen und in der bürgerlichen Gesellschaft begründet ist (Lessing: „Ernst und Falk“).
Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel hierzu sind die Übung der von den mittelalterlichen Bauhütten übernommenen symbolischen Gebräuche, die gegenseitige Belehrung über die wichtige Angelegenheit der Menschheit, die Pflege des Ideals und Anregung zu wahrer Freundschaft und Bruderliebe. Jeder soll diese Grundsätze außerhalb der Loge verbreiten, die Aufklärung nach Kräften fördern und der Intoleranz entgegentreten. In der Loge werden die Mitglieder durch gemeinsames Erleben von Symbol und Ritual zur Selbsterziehung angeregt. Durch Eintreten für die Würde des Menschen und Pflege der Brüderlichkeit, durch Übung der Wohltätigkeit versuchen die Freimaurer, die Ideale der Humanität zu verwirklichen. (Schweizer Großloge Alpina).
Der Freimaurer sieht sich vor die umfassende Aufgabe gestellt, in dem Brauchtum, dem er sich hingibt, den innigen Zusammenhang des Bundes mit den Mysterien festzuhalten und jene sittlich – geistige Tätigkeit zu entfalten, welche dem Zeitgeist entspricht. Symbol, Tradition und humanitäre Gegenwartsarbeit müssen sich in ihm zu einer einheitlichen, geschlossenen Weltbetrachtung und Lebensgestaltung vereinigen (Internationales Freimaurerlexikon, Lennhoff-Posner-Binder; Stichwort: „Mysterien“).
Die Freimaurerei soll das Band der Eintracht und des gegenseitigen Wohlwollens zwischen den Menschen werden, welche sonst durch Religionsbegriffe, Erziehungsvorurteile oder Nationalverhältnisse in einer ewigen Entfernung leben würden (Friedrich Ludwig Schröder, Reformator, ca. 1800).
Die Freimaurerei ist die Kunst, dem Menschen als Menschen und die Menschheit als Menschheit rein und allseitig zu erziehen, d. h. ihr Leben zu wecken, zu leiten und auszubilden und die ganze Bestimmung des Menschen und der Menschheit zu erreichen (Krause; Philosoph).
Freimaurerei ist die Tätigkeit eng verbundener Männer, die unter Anwendung sinnbildlicher, größtenteils dem Maurerhandwerk und der Baukunst entlehnter Formen für das Wohl der Menschheit bürgen, indem sie sich und andere sittlich zu veredeln suchen, um dadurch einen allgemeinen Menschheitsbund herbeizuführen, den sie unter sich im kleinen Bereich darstellen wollen (Allgemeines Handbuch der Freimaurerei).
Die Aufgabe der Freimaurerei lautet, der Gemeinschaft zeigen, was sie dem Individuum schuldet, und den Individuen zeigen, was sie der Gemeinschaft schulden (Franz Endress; Das Geheimnis des Freimaureres).
Unter allen sozialen Gruppierungen ist die Freimaurerei einzigartig, Sie ragt im Wesentlichen durch drei Merkmale hervor:
Der Freimaurerbund liegt quer zu allen anderen Gruppierungen, er verbindet nicht Gleichgesinnte, sondern Ungleichgesinnte.
Die Aufnahme eines Mitgliedes geschieht nicht durch wechselseitige Willenserklärung oder einen bloßen Rechtsakt, sondern durch eine Initiation, eine förmliche Weihehandlung.
Der Freimaurerbund hat den Konflikt zwischen Kultus und Geist, d. h. Form und Inhalt auf eine völlig eigenständige Weise gelöst. Im Katholizismus sind Form und Geist streng gebunden, der Protestantismus gibt die Form frei, hält den Geist jedoch grundsätzlich fest. Die Freimaurerei geht umgekehrt vor: sie hält die Form fest, gibt aber den Geist frei.
Klaus Horneffer; nach, G. Schenkel